Zeitreisen
Ich liebe Zeitreisen. Vor allem, weil sie so einfach sind. In die Zukunft: einfach kryogenisieren (einfrieren) lassen und sich ein paar Jahrehunderte später wieder (hoffentlich ohne Gefrierbrand) wieder auftauen lassen. In die Vergangenheit: einfach den Ort wechseln.
Freilichtmuseen. Für 7 Euro Eintritt habe ich mich heute im Freilichtmuseum Hagen in der Zeit zurückversetzen lassen. Ein Spaziergang durch Dörfer einer anderen Zeit. Und das Ganze auch noch in einer wirklich tollen Landschaft.
Und nebenbei habe ich auch noch wieder eine Menge gelernt. So z. B. das die Kuhglocken einer Herde nicht einfach nur dämlich vor sich hinklingen sollen, sondern dass eine Kuhherde möglichst so viele Töne umfasst, dass ein gesamtharmonisches Klangbild (Dur-Akkord) entstehen soll. Viel Aufwand für einen nicht unbedingt notwendigen Zweck!
Doch neben den gut gemachten Erklärungen an dieser Stelle eine besondere Wertschätzung an das Personal, welches jederzeit und für alles ansprechbar war!
Einen Audioguide gibt es im Museum nicht, ist aber auch nicht nötig: das Personal ersetzt interaktiv mit kleinen Führungen durch die jeweiligen Bereiche jeden Audioguide.
Mein erstes Gespräch fing an, als mich der Schmied der Bohrerschmiede (Objekt 15) mit "darf ich sie mit Antworten belästigen" ansprach ...
Schritt für Schritt zeigte er dann die Fertigung eines Handbohrers, wie er in der Schmiede bis 1970 noch von Hand hergestellt wurde. Und jedem Schritt folgte eine Erklärung wie und warum der Schritt durchgeführt wurde.
Wer jetzt jedoch denkt, dass das schon alles war, der irrt: nicht nur die Herstellung eines Bohrers war Thema, sondern auch die Verwendung, die zeitgeschichtliche Entstehung, die verschiedenen Arten und ihre Nutzung, ...
Noch nie habe ich ein - so vermutet trockenes und unspektakuläres - Thema erklärt bekommen. Alles war dabei: die aktuelle Herstellung und Verwendung bis zurück in die Steinzeit, in der auch schon Handbohrer benutzt wurden!
Kann man nur schlecht erklären, muss man live erlebt haben!
Doch auch andere Handwerke waren interessant. Gerben mit Baumrinde dauer z. B. drei Jahre, es gab Tabakindustrie im Sauerland (Tabakpflanzen gibt es im Garten neben dem Haus ausgestellt), die Brauerei verkauft selbst gebrautes Bier und ebenso wie der Bäcker - der zur Pause mein primäres Anlaufziel war: ofenfrischer Rosinenstuten bzw. frisches Dinkelbrot 250g zu je ~2,50 Euro.
Normalerweise sage ich ja, unter 4 Stunden lohnt sich ein Museum nicht - besser 8 Stunden einplanen. Im Falle vom Freilichtmuseum Hagen muss ich mich korrigieren: ein Tag reicht nicht. Kein Wunder bei über 50 Objekten.
Zwar bin ich selber nach schon 8 Stunden aus dem gegangen, das war jedoch dem Wetter geschuldet, dass sicherlich nicht nur gefühlt den 40 näher als den 30 Grad war. Selbst abends zu Hause im Schatten unter dem Carport waren es noch über 30 Grad.
Also ging es mit 2 Broten, einer Flasche Rhabarber-Erdbeer Landwein und einer Flasche Mäckes Landbier wie mit einem Glas Preiselbeersenf aus dem Museumsladen nach Hause ...
Im Anschluss dann ein paar Bilder, wer mehr sehen will, sollte sich einfach selber ins Museum begeben ...
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