Blind und taub
Heute sollte es an die Mosel gehen. Heute ist es an die Mosel gegangen. Eine Tour mit etwas über 500km.
Doch ich kam mir während der Fahrt ungewohnt blind und taub vor und ich musste feststellen, dass man fast blind und taub fahren kann, es ist aber ungewohnt.
Nach dem Frühstück (eine Tasse Kaffee) alles zur Maschine gebracht, das Navi eingeschaltet, das Headset ... reagiert nicht. WTF? Kurz zurück mit einer Erklärung.
Warum habe ich ein Navi?
Ich weiß nicht, was Motorradfahren ohne Navi soll. Es gibt Fahrer, die haben keines. Könnte ich nicht. Eine Tour fängt mit der Planung an: Kartenmaterial sichten und planen. Möglichst wenig Überraschungen oder schlechte Strecken während einer Tour. Dafür sind mir Geld und Zeit zu schade. Irgendwo an einer Kreuzung rauskommen und dann überlegen "fahre ich jetzt rechts, links oder geradeaus" um dann vor Ort spontan die falsche Strecke zu wählen und auf einer Stadtroute zu gelangen, während ein anderer Weg eine wunderschöne Überlandstrecke gewesen wäre? Muss nicht.
Warum habe ich ein Headset?
Für mich ist ein Navi ohne Headset so gut wie nutzlos. Schon mal eine Karte während der Autofahrt gelesen? Nein? Ist auch besser so. Beim Motorrad ist es jedoch noch schlimmer: da hat man die Karte dann auf einem Tankrucksack, wenige Zentimeter vor den Augen. Das geht dann so: Augen von der Straße auf den Tankrucksack, ein Moment vergeht bis die Augen vom Modus "weite Straße" auf "sehr nahes Kartenmaterial auf vibrierendem Tankrucksack" umgestellt haben, auf der Karte dann den Ort suchen wo man sich gerade befindet und gucken wie es weiter geht.
Das Navi hilft da schon, die Entfernung am Lenker ist schon etwas weiter weg, man muss auch nicht mehr den Kopf komplett senken um auf den Tankrucksack zu gucken und hat so die Straße immer noch etwas mehr im Blick und das Navi blendet auch nur den Kartenbereich ein in dem man sich befindet: alles schon besser. Falls jedoch die Sonne auf das Display scheint, sieht man eigentlich nicht wirklich was.
Richtig gut wird es aber erst in der Kombination Navi+Headset. Nur dann ist es mir möglich mich fast komplett der Landschaft zu widmen und muss nur dann die Augen noch einmal kurz auf das Navi richten, wenn die Ansage vom Headset kommt, dass es gleich rechts oder links abgeht. Ohne Headset würde ansonsten bedeuten immer wieder einen kontrollierenden Blick auf das Display zu richten, wann die nächste Abzweigung kommt, um im Zweifelsfalle zu erfahren, dass man doch schon vor 2km hätte abbiegen müssen.
Mit Navi und Headset ist die Wahrscheinlichkeit eine Abzweigung zu verpassen also nahezu 0. Und das ohne Stress - einfach die Fahrt genießen.
Und jetzt stand also eine große Tagestour vor dem Vorderrad und das Headset versagt. Rien, nix, njet. Einschalten, Ausschalten, Pairing neu einrichten, ... tot. Und definitiv das Headset, denn auch der vom Headset eigene Kontrollton beim Einschalten, Pairen, ... kommt nicht. Weder auf dem rechten noch dem linken Lautsprecher. Definitiv kaputt nach 12 Jahren.
Könnte von dem Regenguss kommen, der mich letzten wie einen Pudel erwischt hat. Trotz eigentlich relativ regendichter Motorradbekleidung war ich innerhalb von <5 Minuten bis auf die Unterwäsche nass. Es hat so geschüttet, dass ich mit geschätzten max. Tempo 30 weiter gefahren bin um einen Unterstand (Bushaltestelle oder ähnliches) zu finden. Geschätzt deswegen, weil ich den Tacho vor Wassermassen schon nicht mehr ablesen konnte. Straße und Autos konnte man noch erkennen, aber das war es dann auch schon. Das Wasser hatte sich durch Kapillarwirkung(?) sogar (unglaublich!) in den Helm gezogen! Und dabei ging das Headset dann aus. Vielleicht war es das.
Aber egal. Es ist nun einmal kaputt und ein neues muss her. Denn so eine Tagestour möchte ich nicht noch einmal ohne Headset fahren, ist mir zu anstrengend. Also gestern Abend schnell einmal bei TomTom nachgesehen, welche Headsets kompatibel sind, eines rausgesucht, Testberichte gelesen und bestellt.
Schaun wir mal. Ich meine ... hören.
Wenigstens gab es wieder eine Menge zum Sehen ...
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