Ein schöner Tag in Altena
Heute sollte es ja regnen, tagsüber. Also habe ich einen vorbereiten Tag Regenprogramm ausgesucht und - obwohl es nicht geregnet hat - nicht bereut. Und dabei habe ich sogar nur zwei Attraktionen aus Altena kennen gelernt.
Bei den größeren Motorradrunden kam ich hin und wieder mal durch Altena und sah die Höhenburg Altena. Und jedes mal dachte ich mir, ich müsse mir diese Burg irgendwann mal ansehen. Heute war es dann soweit und es war eine der besten Ausstellungen, die ich je in meinem Leben gesehen habe.
Von heutiger Sicht der Technik aus zurück über die Metallverarbeitung der Region, die Arbeit und Arbeitsbedingungen, Entwicklungen und Entdeckungen, warum diese Region wirtschaftlich so interessant war, den Abbau von Gestein und Erzen, der Bau der Burg Altena, Leben und Freizeit im Mittelalter, Versorgung mit lebensnotwendigen Dingen bis hin Millionen Jahre zurück wie die Erze überhaupt in das regionale Gestein gekommen sind. Der große Zusammenhang und die Abhängigkeiten sehr gut, nachvollziehbar, interessant und interaktiv erklärt.
Und das alles für einen Gesamt-Eintrittspreis von 9 Euro im Kombiticket für das Deutsche Drahtmuseum, den Erlebnisaufzug sowie die Burg Altena selbst. Oh, und der Parkplatz kostete 2 Euro für 5 Stunden (= 20 Cent pro 30 Minuten - wo gibt es denn noch so was). Alles in allem ein sehr preisgünstiger und kurzweiliger Tag.
Deutsches Drahtmusem
Das Deutsche Drahtmuseum hat durchaus etwas mit der Geschichte von Altena und der Burg zu tun, bis hin Millionen Jahre zurück zur Entstehung der Gesteinsformationen der Region und wie das Erz nachträglich(!) in das Gestein kam.
Außerdem: das moderne Leben wie wir es kennen und schätzen wäre tatsächlich ohne Draht so nicht möglich. Dessen wird man sich aber erst bewusst, wenn man erkennt wofür man überall Draht benötigt, weit über Kugellager(!) hinaus ...
Also geht es los mit dem Drahtziehen. Erst manuell, dann mit Wasserkraft und zum Schluss die moderne elektrische Version in je einem Teil der Ausstellung.
Altena
Vom Drahtmuseum aus sind es dann ein paar Meter zur Burg. Diese kann man entweder zu Fuß bergauf hinter sich bringen oder man geht durch die Fußgängerzone und nutzt der Erlebnisaufzug. Im Kombiticket "all inclusive" für 9 Euro war der Erlebnisaufzug drin. Also ab durch die Fußgängerzone ...
Erlebnisaufzug
Schon im Eingang zum Aufzug wurde mir so langsam klar, dass einem hier wirklich sehr viel für sein Geld geboten wird. Der Name "Erlebnisaufzug" ist kein Marketing-Gag: hier gibt es schon auf dem Weg zum Aufzug Erläuterungen zur Region, Märchen und Sagen in Form von Dioramen, Videoinstallationen und Hörstationen.
Möchte man alles sehen, hören und mitmachen sollte man schon allein für den Aufzug mehr Zeit einplanen.
Und wenn der Aufzug losfährt, dann hängen sich noch einige Passagiere mit an ... einfach selber sehen! Ich habe sehr gelacht.
Burg Altena
Hier gab es unglaublich viel zu sehen: über die Geschichte der Region, die Gegend, das Leben von damals, ... ich wiederhole mich.
Aber es gibt auch weitere Ausstellungsbereiche in der Burganlage, wie z. B. das Verlies mit Folterwerkzeugen und die erste Jugendherberge der Welt (mit Originalausstattung wo man sich auch heute noch mal zur Probe auf ein Strohbett legen darf), eine kleine Ausstellung zum Thema "Jugendherbergen heute", eine Jugendherberge in Betrieb, dem begehbaren Bergfried, dem "Kommandantenhaus" ...
Sehr schön umgesetzt sind z. B. einige Räume mit Touchscreens. Die Objekte des Raumes sind auf dem Touchscreen schwarz dargestellt. Klickt man einen Gegenstand an, erscheint die dazugehörige Erklärung dazu und ein Scheinwerfer richtet den Spot auf das jeweilige Objekt.
In anderen Bereichen sind Videoinstallationen mit dokumentarischen Filmen z. B. mit dem Leben oder der Arbeit aus der damaligen Zeit (teilweise Originalaufnahmen), manchmal wird aber auch das Video einer Person an die Wand gebracht, die dann z. B. in der Form eines Feuerwehrmannes über die Stadtbrände der damaligen Zeit spricht und erklärt, was der Beruf der Drahtziehers damit zu tun hat. Oder der Brunnenbauer am 21 Meter tiefen Burgbrunnen erklärt, warum schon damals die Zisterne nicht die erste Wahl war, wenn es um die Trinkwasserversorgung auf einer Burg ging.
Zusätzlich gibt es an den meisten Objekten Tafeln mit Erklärungen, z. B. warum es damals wichtig war Stühle mit nur drei (statt vier) Beinen zu haben oder warum die Kirche damals keine Gabeln zum Essen haben wollte.
Des Weiteren lernt man, was ein "Saftsack" ist, warum man jemanden "unterjocht", warum man "über die Wupper geht" und vieles mehr ...
Fazit
Ein absolut gelungener Tag! Auch ein zweiter Besuch würde sich lohnen. Alle Mitarbeiter der Ausstellungen waren sehr nett und hilfsbereit, außerdem konnte man sie mit Fragen löchern. Die Ausstellungen sind sehr gut umgesetzt.
Das größte Manko des Tages? Ich hätte noch mehr Zeit einplanen sollen. Es gibt einfach zu viel zu lesen und staunen, am Ende fehlte mir leider die Zeit für eine Pause im Burgrestaurant.
Ansonsten gibt es für den Tag, die Ausstellungen und deren Umsetzung die volle Punktzahl und eine ganz klare Besuchsempfehlung! Anschließend weiß man auch, woher das Wort "rösten" kommt ...
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