Das Ende

Um die eigenen Fähigkeiten zu verbessern hatte ich direkt einen Kurs gebucht. Genauer gesagt: drei.
Heute waren die ersten Stunden. Und leider auch die letzten. Aber alles von vorne ...

Neben den Gruppentraining (für ~60 Euro pro Einheit à 3 Stunden) gibt es auch noch die Einzelstunden, die jedoch knapp dreimal so teuer sind. Das muss nun nicht sein.

Am Montag war dann auch das erste Training. Wir tauchten zu zweit auf, die Trainerin (Katharina) kam ... und so blieb es auch. Wir waren die beiden einzigen Teilnehmer. Somit bekamen wir also doch Einzelstunden, jedoch zum Preis des Gruppentrainings.

Am Nachmittag ging es dann wieder zu zweit in den Berg zur Vertiefung. Erst lief auch alles gut ...
Doch dann (es muss eine zu stark gezogene Vorderbremse der Auslöser gewesen sein) blockierte das Vorderrad und wieder einmal neigte sich sowohl Rad als auch ich dem Erdboden. Leider war ich wohl während des kurzen Flugs so sauer, dass ich dem in der Gegend liegenden Fels (die Trails sind halte Naturtrails: Wurzeln und Steine sind überall) den Mittelfinger zeigte, was sich als Nachteil herausstellte, der Stein war eindeutig Gewinner.

Nach dem Aufstehen prüfte ich kurz das Rad, dann mich und stellte fest, dass der Handschuh merkwürdig aussah: alle Finger gerade gestreckt zeigte der Handschuh trotzdem in zwei unterschiedliche Richtungen. Also Handschuh aus und ... ne, da stimmt was nicht. Das sollte sich mal ein Arzt ansehen.

Die Bergwacht zu rufen erschien jetzt etwas übertrieben, zwar konnte ich den Finger nicht mehr bewegen, aber um auf den Versorgungswegen zwischen den Trails runter zu rollen passte es noch.

Die Sportklinik direkt gegenüber vom Campingplatz ... war geschlossen. Öffnungszeiten: Freitag, Samstag, Sonntag. Und heute ist Montag. So lange warten ist keine Option, also fragte ich beim Campingplatzpersonal nach, ob es irgendwo einen Arzt für Schönheits-OPs geben würde, so dass die Finger auch gerade möglichst alle wieder in dieselbe Richtung zeigen. "Dr. Wolfgang Drapela" könne man mir empfehlen. Da der auch nur wenige hundert Meter entfernt war, machte ich mich also zu Fuß auf den Weg.

Dr. Drapelas Praxis war auch geöffnet, allerdings kam direkt die erste Überraschung: "Wir sind eine Privatarztpraxis, Sie müssen den Betrag zuerst Bar privat bezahlen, können das Geld jedoch vielleicht von Ihrer Kasse wieder zurückbekommen." Was solls, ich laufe hier doch nicht mit unterschiedlichen Fingern rum, zumal soll sich das auf jeden Fall mal ein Arzt ansehen, kann ja sein, dass es durch Abwarten nur sehr viel schlimmer wird.

Also gab es ein paar nette Selfies mit dem Röntgenapparat und schon tauchte auch Herr Drapela auf.

Eine Betäubung wollte er mir nicht geben: unnötige Belastung, eine Betäubung sei eh nicht notwendig wenn es nicht weh tun würde (was es nicht tat).
Im Behandlungsraum schob er meinen Finger in eine Art Fingerfalle, befestigte diese oberhalb an einer Art kleinem Galgen und zog eine Schlaufe um den rechten Oberarm. Gerade als ich fragen wollte wann wir denn nun anfangen würden, sagte er "fertig". Unbemerkt hatte er kurz an der Schlaufe um den Oberarm gezogen und damit den Finger in der Fingerfalle gerichtet. Gemerkt habe ich nichts - gar nichts!

Anschließend gab es noch einmal Röntgenbilder, einen Arztbericht, die Röntgenbilder auf CD, alles zusammen mit der Rechnung und Empfehlungen für den heimischen Arzt in einer Mappe.

Chapeau!

Aber auch kein Wunder, denn wenn man sich bei ihm umsieht, fallen folgende Titel auf:

Arzt für Allgemeinmedizin, Sportarzt, Notarzt, Advanced Life Support Provider, European Paediatric Life Support Provider, Pre-Hospital Trauma Life Support Provider, Doc on Board (Notfallversorgung im Flugzeug), Rettungsschwimmer

Der Mann ist defintiv sein Geld wert!

Aber das bedeutete das Ende der Touren (mit dem Rad) in Sölden. Denn abgesehen davon, dass mir der Arzt ein Schreiben mitgab, dass ich aktuell keinen Sport machen kann (Befreiung vom Sport - warum erst jetzt?), war es mir nicht möglich, die rechte Hand komplett zu schließen. Deutlich beweglicher als vor dem Arztbesuch, aber auf Grund der Schwellung und des "Ziehens" im Finger noch nicht wie vor dem freundlichen Stein.

Da ich nicht krank geschrieben werden wollte (habe ja eh Urlaub) fragte ich dann, wofür denn dann die "Befreiung vom Sport" sei. Darauf hin antwortet man mir, dass ich mit diesem Zettel zu den Liften gehen könnte und das Geld für die nicht mehr nutzbaren Tage zurückbekommen würde. (??)

Auf dem Rückweg ging ich dann an der Talstation vorbei, winkte mit dem Zettel und - es scheint so etwas öfters zu geben - bekam tatsächlich das Geld für die noch nicht genutzt Tage meines Wochentickets wieder zurück. Und wieder einmal bestätigte sich: Sölden ist keine Abzocke von Touristen. Sehr, sehr nett und fair!

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